Wandern - Auch barfuß ein Vergnügen

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Montag, 11. Januar 2016

Born to Run - ein fantastisches Buch

Ihr habt ja vielleicht schon vom Buch "Born to Run" von Christopher Mcdougall gehört. Es erschien 2009 unter dem Titel "Born to Run: A Hidden Tribe, Superathletes, and the Greatest Race the World Has Never Seen" und löste weltweit eine Debatte über die richtige Lauftechnik aus. 



Ich hab mich damals noch nicht so sehr fürs Laufen interessiert, bzw. vielleicht ist das Buch auch in Österreich eher etwas untergegangen.

Jedenfalls möchte ich das Buch, das ich gerade lese, hier für euch zusammenfassen, darüber diskutieren und meine Gedanken dazu niederschreiben. 

Der Autor selbst ist die Hauptperson. Sein Körper ist generell stark und hält viel aus, er hat schon mehrere extremere Sachen ohne Probleme überstanden. Aber mit dem Laufen ist das bei ihm anders. Obwohl er nur hin und wieder ein paar Meilen läuft, verletzt er sich regelmäßig, und war schon regelmäßig beim Arzt, sogar bei einem der bekanntesten Sportmediziner überhaupt. 

Dieser Experte diagnostiziert "Cuboid Syndrome", also vereinfacht gesagt Probleme/Schmerzen am Würfelbein (einer der Fußwurzelknochen). Heilung? Cortison als Entzündungshemmer, danach speziell angepasste 400$ Einlagen. Zum Abschluss empfiehlt der Arzt: "Kaufen Sie ein Rad!". 
Nicht ganz überzeugt, will sich Christopher eine zweite Meinung einholen, und geht deshalb zu einem anderen Sportarzt. Dieser ist selbst Marathonläufer und wurde von einem Freund empfohlen. Das Resultat? Gleiche Diagnose, selbe Lösung (Cortison und Einlagen), ebenfalls die Empfehlung sich andere Sportarten zu suchen. 
Es scheint dem Autor so, als ob er nicht für das Laufen gemacht sei. 

Gleichzeitig beschreibt der Autor, wie er sich auf die Suche nach einem legänderen Stamm von Eingeborenen in Mexiko begibt. Diese heißen Raramuri (was angeblich so viel wie"geborene Läufer" oder "schnelle Läufer" heißen soll), die Spanier nannten sie dann Tarahumara. Die Tarahumara sind dafür bekannt, versteckt in abgelegenen Canyons in Mexiko zu leben. Sie können irsinnige Langstrecken rennen (mehr als 300km über zwei Tage hinweg) und jagen z.B. teilweise auch Truthähne oder Wild, indem sie diese so lange verfolgen, bis sie vor Erschöpfung aufgeben.  

Einige Tarahumara-Läufer werden dann für das Leadville -100 Meilen Rennen rekrutiert - ein Rennen durchs Gebirge, wo man aufgrund der unglaublichen Länge von fast 24 Stunden teilweise auch im Dunklen laufen muss. Dieses Rennen gilt unter den Ultrarunners als eines der toughsten der Welt. 
Nach dem ersten Versuch, bei dem zwar Tarahumara rekrutiert wurden, diese jedoch nicht gerade zu den besten Läufer zählten, gewannen beim nächsten Versuch die Tarahumara-Läufer nach spektakulärer Aufholjagd das Rennen - das machte dann natürlich ordentlich auf dieses Volk aufmerksam. 

Nebenbei erwähnt der Autor auch einige Studien, die zeigen, dass gepolsterte Laufschuhe nicht, wie allgemein gedacht wird, notwendig sind um Verletzungen zu verhindern, sondern die Verletzungshäufigkeit erhöhen.  

Die Running Coaches der Spitzenathleten haben schon lange erkannt, dass die ab 1979 geführten Nike Laufschuhe mit "Cushioning" die Verletzungsraten bei den Athleten in die Höhe treiben. Die meisten stiegen gleich wieder auf ihre alten, flachen Schuhe um. 

Als Beweis dafür, dass der Mensch ein hervorragender Ausdauerläufer ist, führt der Autor das sogenannte "Persistence Hunting", die "Ausdauer-Jagd" an. Es ist bekannt, dass unsere Vorfahren (z.B. Homo Erectus) schon aufrecht gingen, bevor sie Werkzeug bzw. Waffen für die Jagd hatten. Wie jedoch konnten sie an Fleisch gelangen? 
Eine Hypothese nennt als Grund für den aufrechten Gang die verbesserte Atmung. Alle Vierbeiner wie Pferde, Hasen, Hunde, ja sogar die schnellsten Sprinter der Welt, nämlich Geparden, haben ein Problem mit der Atmung: sie können nur einmal pro Schritt atmen, da jedes Mal die Organe samt Lunge gequetscht werden und dadurch die Luft rausgeht. Sie müssen also im Laufrythmus atmen. Deshalb können Vierbeiner nur über kurze Strecken wirklich schnell laufen, danach ist eine  Reduktion der Geschwindigkeit bzw. sogar eine Pause notwendig.  
Durch den aufrechten Gang ist der Mensch diesem Teufelskreis entkommen. Er kann ein gewisses Tempo über, wenn genügend Kraft vorhanden ist, beinahe beliebig lange Strecken durchhalten. Durch die höhere Durchschnittsgeschwindigkeit des Menschen (das haben auch Versuche/Studien gezeigt) muss es also prinzipiell möglich sein, ein Tier (z.B. Rehe oder Antelopen) so lange zu verfolgen, bis dieses erschöpft zusammenbricht.  
Dies jedoch zu beweisen war weitaus schwieriger - Forscher suchten jahrelang auf der ganzen Welt nach Stämmen von Eingeborenen, die auf diese Weise jagten. In der Savanne Afrikas wurde man dann fündig. Ein sportlicher Forscher lebte zusammen mit Nomaden, und eines Tages nahmen sie ihn auf eine solche Jagd mit. Nach stundenlanger Verfolgung brach die Antelope zusammen - das Ziel war erreicht - die Jagd war jedoch so brutal, dass der Forscher dabei fast selbst das Leben verloren hätte. 

Dieser Beweis des "Persistence Hunting" zeigt, dass der Mensch sich aufrichtete, um beim Laufen einen Vorteil zu bekommen - wir sind also tatsächlich zum Laufen gemacht (also glaubt dem, der euch das Gegenteil sagt, nicht, auch wenn er Arzt sein sollte).

Das Buch endet mit dem spektakulären 50-Meilen Rennen in den Copper Canyons, wo sich herausstellt, dass selbst der wahrscheinlich beste Ultrarunner seiner Zeit die Tarahumara nicht besiegen konnte. 

Doch es geht nicht nur um die Rennen zwischen den Tarahumara und den besten amerikanischen Ultrarunners. Es geht viel mehr darum, dass der Mensch offensichtlich für das Laufen geschaffen ist. Dass am Ende diejenigen die besten Läufer sind, die so viel Spaß dabei haben, dass sie nach hundert Kilometern bei ärgster Hitze immer noch mit einem Lächeln ins Ziel laufen. Laufen ist also nicht nur einer athletischen Elite vorbehalten - jeder gesunde Mensch hat es in sich!

Mir hat "Born to Run" während des Lesens unzählige Male so viel Lust aufs Laufen gemacht, dass ich das Laufpensum meines ohnehin schon aufwendigen Trainingsplanes oft überboten habe. Es inspirierte mich wie kein ein anderes Buch zuvor. Also ja, das ist definitiv eine Lese-empfehlung!




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