Wandern - Auch barfuß ein Vergnügen

Wandern - Auch barfuß ein Vergnügen

Donnerstag, 18. Juni 2015

Rückblick - wie ich zum begeisterten Barfußläufer und Verfechter vom Barfuß-Lebensstil wurde


Während meines Studiums fing ich an, regelmäßig laufen (und damit meine ich technisch gesehen "joggen") zu gehen. Zuerst, während meines Bachelors in Krems, lief ich nur ein- bis maximal zweimal pro Woche, weil ich da auch noch regelmäßig Hallenfußball spielte.




Das änderte sich während meines Masters. Frisch nach Floridsdorf in die Nähe der alten Donau gezogen wusste ich die Natur und Nähe am Wasser sehr zu schätzen, und die Bewegung natürlich auch. Ich begann, jeden zweiten Tag joggen zu gehen. Am Anfang schaffte ich es nur um die obere alte Donau, doch dann begann ich regelmäßig mit meiner gesteigerten Kondition ganz herum zu laufen.




Ich zog das den ganzen Winter durch (mit Unterbrechungen bzw. anderen Routen während der Ferien in Kärnten). Die Kälte machte mir nichts aus, sie belebt und ist zusammen mit Sport für mich der perfekte Start in den Tag. Abgesehen von der erworbenen Kondition hatte das auch eine positive Abhärtung des Körpers zufolge: Ich war viel weniger kälteempfindlich und wurde fast nie krank.




Die größere Anzahl der Sonnenstunden im Frühjahr dann erzeugten in mir eine neue, gesteigerte Motivation. Ich "pushte" mich an meine Limits, lief um die alte Donau schneller als je zuvor, und das öfter als im Herbst. Nach einiger Zeit bemerkte ich, wie bei jedem Mal laufen meine rechte Hüfte anfing zu schmerzen. Nicht gleich anfangs, sondern so ca. nach 10 Kilometern. Teilweise immer fast perfekt an der gleichen Stelle, was vielleicht mit der schiefen Lage des Fuß-und Radwegs in der Arbeiterstrandbadstraße zusammenhängen könnte.




Die Schmerzen wurden dann langsam immer schlimmer, bald spürte ich sie schon nach wenigen Kilometern. In Kärnten im Wald war es oft besser, jedoch ist das viele auf- und ab nicht so ganz meine Sache beim Laufen. Dass es an meinen Laufschuhen liegen könnte, hätte ich mir nicht gedacht. Ich beobachtete den selben Effekt auch beim Laufen mit meinen anderen Schuhen in Kärnten sowie mit jenen meines Bruders.

meine alten Laufschuhe - hinten ca. 3cm "Absätze" - demnach starke Fersensprengung




Mit dem Sommer kam auch die Bade- und Beachvolleyballsaison. Der heurige Sommer war ja phasenweise äußerst heiß, ich konzentrierte mich auf andere Sportarten und ging kaum mehr laufen.




Ich war auch schon als Kind immer gerne barfuß unterwegs. Das gibt einem so ein Gefühl von Verbundenheit mit dem Boden und damit mit der Natur. Durch das Beachvolleyballspielen im Frühsommer und dann auch während des Spanienurlaubs im Juli ging ich viel bloßfüßig herum und überwand die Übersensitivität der Füße recht schnell. Nur um es mal auszuprobieren, zog ich mir auch mal beim laufen die Schuhe samt Socken aus - und es war anfangs brutal - nicht der schöne weiche Waldboden, sondern vielmehr das Fehlen einer "Federung" wie der von gebräuchlichen Laufschuhen (sh. Bild oben). Die Nadeln am Waldboden stupften dennoch ein bisschen, und zwangen mich, meist zuerst mit dem weniger empflindlichen Ballen aufzutreten. Diese anfangs sehr ungewohnte Laufbewegung hält man ohne Training nicht lange durch, denn sie belastet die Muskeln und Gelenke auf ganz andere Art. Deshalb zog ich mir nach kurzen Strecken gleich wieder die Schuhe an.





Trotz allen Strapazen gefiel mir das Gefühl des Barfußlaufens irrsinnig gut. Bald zog ich mir auch beim Wandern im Gebirge über größere Teile die Schuhe aus. Meine Wanderschuhe hatte ich für alle Fälle immer dabei, doch auf den sanften Nockbergen benötigte ich diese kaum. Meine blanken Füße zogen teils ungläubige, verwunderte Blicke auf sich, doch nach kurzen Gesprächen taten mir es andere sogar gleich.




Beim Laufen war ich dank meiner mittlerweile äußert abgehärteten Füße (nur am Rollsplit/Schotter war es noch unangenehm) schon längere Strecken barfuß unterwegs. In der Mitte des Sommers schaffte ich schon 8-9 Kilometer ohne Probleme. Das galt jedoch nur für Kärnten, in Wien sah es anders aus. Rund um die alte Donau ist ja "leider" fast alles asphaltiert - Der Asphalt ist spürtbar härter, da wird das Barfußlaufen schnell zum Problem. Der obere Teil der alten Donau, vor allem rund um den Wasserpark, besteht größtenteils aus Wiesen, die ja ideal wären, aber leider findet man dort immer wieder die Reste von Hundegackerln.




Neben des hygienischen Aspektes war mir auch der Winter eine nahende Herausforderung - wenn es dann untertags nicht mehr 35 sondern nur mehr 0 °C hat, bekommt man frühmorgens beim laufen kalte Füße. Ich stand vor einem schwierigen Problem, doch die Lösung ließ glücklicherweise nicht lange auf sich warten.




Als ich ihm von meinem Problem berichtete, erzählte mir ein Studienkollege von Barfußschuhen. Ich informierte mich auf einer Websiteüber die verschiedenen Hersteller - Vivobarefoot sahen mir sympatisch aus, und hatten als großen Bonus auch gleich mehrere Geschäfte in Wien. Das war mir wichtig, denn ich war damals noch recht skeptisch.




Die Skepsis löste sich dann zu großem Teil schnell auf, als ich die Laufschuhe dann im Geschäft anprobierte. optisch sehen sie zwar etwas mehr wie Patschen als wie richtige Schuhe aus, doch das Gefühl war fantastisch.






Ich habe von Natur aus recht breite und flache Füße (das ist übrigens eine gute Voraussetzung für Läufer, liest man zumindest immer wieder). Das wird mir jedoch oft bei normalen Schuhen aller Art zum Verhängnis. Entweder ich nehme die Schuhe so dass ich festen Halt vorne habe, dann sind sie mir jedoch meistens zu schmal, oder ich kaufe sie eine Nummer zu groß, dann gehts zwar von der Breite her halbwegs, doch dann rutsch ich leichter vor- und zurück.




Bei den Barfußschuhen war das anders. Die sind einfach so breit wie alle Schuhe sein sollten, nicht so schmall, dass der kleine Zeh schon total verkrüppelt nach innen schauen muss. In den Vivobarefoot hat der Fuß schön viel Platz. Der Verkäufer riet mir trotzdem noch, eher eine Nummer größer zu kaufen, da sich der Fuß beim Auftreten nochmals etwas spreizt und ausdehnt. Das hat mir noch nie jemand beim Kauf neuer Laufschuhe gesagt, und ich war etwas verwundert, bin jedoch hinterher äußerst dankbar für den Rat.




Im Gegensatz zu klassischen Laufschuhen, die ja quasi schwere Klötze auf den Füßen sind und sofort rutschen wenn irgendwo auch nur ein Spalt frei ist, spielen Freiräume bei den Barfußschuhen kaum eine Rolle. Die sind nämlich so flexibel und leicht dass man sie ohnehin kaum spürt. Die stark ausgeprägte Biegsamkeit der Sohle machte mich zuerst stutzig, ich war nicht so ganz überzeugt, dass sie mir ausreichend Schutz bietet, doch der Verkäufer versicherte mir, dass sie absolut durchstoßfest sei (Und das testete ich unfreiwillig 10 Tage später, als ich auf eine frisch zerbrochene Bierflasche stieg - es waren nicht mal kleine Spuren auf der Sohle zu sehen, für mich ein kleines Wunder).




Der Normalpreis der Schuhe war für mich als Student sehr hoch, doch glücklicherweise war das Modell im Sommerabverkauf mit knappen 90€ gerade noch erschwinglich. Ich nahm die Schuhe also, und war schon sehr gespannt auf den ersten Praxistest...

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