Wandern - Auch barfuß ein Vergnügen

Wandern - Auch barfuß ein Vergnügen

Sonntag, 18. Oktober 2015

Natürliche Bewegungsmuster und wieso sie gesünder sind

Womit fange ich an? Auch ich hab die üblichen Schuhe jahrelang nicht hinterfragt - jedenfalls nicht "philosophisch". Zwar habe ich mich jahrelang beim Schuhsuchen geärgert, weil mir alle Schuhe tendentiell zu schmal waren, und nachher bei vielen Exemplaren, weil sie seitlich aus dem selben Grund schnell kaputt waren. Ich schob es auf meine vermutlich überdurchschnittlich breiten Füße - ich hab mir ja auch nie speziell angeschaut, wie breit die Füße anderer sind. 
Eigenschaften wie Fersensprengung (Absätze, hinten höher als vorne, siehe auch  Was ist eigentlich an klassischen Schuhen so schlecht?) empfand ich als normal und unbedenklich, ein Fußbett als sehr bequem. 

v.rechts nach links: Sneakers, mein Fuß, Laufschuhe Vivo, Lauf normal, Trail vivo - die klassichen Schuhe drücken mich kleinen Zehe und im mittleren Fußbereich - die Vivo sind breit genug, das Gefühl ist viel komfortabler.


Jetzt, nach dem Umstieg auf minimalistische Schuhe bzw. barfuß, hat sich das schlagartig geändert.

 Noch an teure Trailschuhe mit Fersensprengung und Fußbett gewöhnt, taten mir meine Füße bei längeren Strecken mit flachen Sneakers weh. Jetzt weiß ich, dass lag an meiner damals noch mangelhaft ausgeprägten Fußmuskulatur. Jetzt, nach fast schon zwei Monaten in Barfußschuhen, weiß ich, wieso so etwas zustande kommt. Die Füße im Fußbett können quasi schlafen, und wenn die Muskeln nicht gebraucht werden, bilden sie sich zurück.

Abgesehen davon hindern uns Schuhe mit Fersensprengung und Fußbett in Kombination mit ihrer Steifheit am natürlichen gehen und laufen. 
Doch was sind die Unterschiede zwischen natürlichen und künstlichen Geh- und Laufbewegungen?


Gehen

 Beim natürlichen Gang macht man viel kleinere Schritte. Diese erlauben es, sofern man auch barfuß oder zumindest mit minimalistischen Schuhen unterwegs ist, flach mit dem Fuß aufzutreten. Die Ferse mit ihrem Fersenbein, einem harten Knochen, muss nicht den Stoß abfangen, und das ist gut so, denn dafür ist sie auch nicht gemacht. 
Klassische Schuhe erlauben uns es nun, viel größere Schritte zu machen, die man dann zwangsläufig nur mehr hinten mit der Ferse abfedern kann - kein Problem dank der Federung der Schuhe. Aber probiert mal bloßfüßig auf Asphalt so große Schritte zu machen. Das tut nämlich weh. Generell macht man mit blanken Füßen viel kleinere Schritte. Warum? Weil das natürlich ist. Beim gehen ist das noch nicht so problematisch wie beim laufen, obwohl man auch hier durch minimalistische oder gar Barfußschuhe und den natürlichen Gang häufigen Problemen wie dem Fersensporn zu entgehen. 
Ich werde bei Gelegenheit auch noch mal den Barfußgang im Vergleich zum Gang mit Schuhen filmen.

Laufen

Die genaue Technik des Barfußlaufens hab ich ja schon beschrieben - deshalb werde ich mich kurz fassen, und erklären, wieso das durch Laufschuhe mit Fersensprengung ermöglichte "Heel Striking", also das aufkommen mit der Ferse, unnatürlich und ungesund ist. 
Wie bereits oben für das Gehen festgehalten ist der menschliche Fuß nicht dafür gemacht, Stöße mit der Ferse abzufangen. Beim gehen ist das nicht so offensichtlich wie beim laufen. Stöße kann der Fuß nur abfedern, wenn man zuerst mit dem Vorderfuß bzw. Ballen und dann erst mit der Ferse aufkommt. 
Weil ihr wahrscheinlich gerade nicht barfußlaufen wollt, hab ich mir überlegt, wie ihr das einfacher überprüfen könnt: Springen. Steht auf, springt mal ganz natürlich in ein kleines Stück am Stand in die Höhe. Ihr merkt, dass ihr am Ballen aufkommt, und der Stoß schön abgefedert wird. Nun springt nochmal, aber diesmal nur ganz leicht, und landet absichtlich auf der Ferse -AUTSCH, oder? Richtig, Fersenbein = Knochen = unnatürlich = schlecht. 
Der unter Laufkennern als Jogging bezeichnete Laufstil samt Schuhen mit Fersensprengung erlaubt und fördert aber genau das aufkommen mit der Ferse, das "Heel Striking". Dieses bringt höhere Belastungen für die Knie und den restlichen Körper. Es gibt laut Lee Saxby, dem bekannten Barefoot Running Coach (Lee Saxby auf Youtube), viele Menschen, die ihre Knieprobleme durch das Umstellen von Jogging auf Barefoot Running loswerden. Nach Millionen von Jahren der Evolution ist unser Fuß bestens für das Barfußlaufen geeignet - für das Jogging jedoch wurde er nicht gemacht!



Babies und die ersten Schritte

Falls jemand im Bekanntenkreis kleine Kinder hat, habt ihr das vielleicht selbst schon beobachtet: Das Gehen mit Schuhen scheint allen Kleinkindern, die gerade erst gehen gelernt haben, sehr schwer zu fallen. 
Ich hab das bei einer Bekannten beobachtet: ihre Tochter konnte bereits gut gehen und sogar schon kurze Strecken flott laufen, doch  sobald man ihr Schuhe anzog, veränderte sich das schlagartig. Sie torkelte plötzlich umher, verlor oft das Gleichgewicht, und fiel regelmäßig hin. Und drei Minuten vorher lief sich noch umher wie ein Profi. Kein Zufall. Das liegt hauptsächlich an der mangelnden Propriozeption, also der Fähigkeit, den Boden mit den Füßen wahrzunehmen und zu analysieren (mehr zur Propriozeption gibts in diesem Post), und an der steifen Schuhsohle. Selbst flache Schuhe unterbinden die Propriozeption fast völlig, das Gehirn bekommt viel zu wenige Informationen über die Beschaffenheit des Bodens.
 
  Fazit:

Sowohl beim laufen als auch beim gehen sollte man nicht mit der Ferse zuerst aufkommen, da diese Stöße nicht abfedern kann. Der natürliche Gang bzw. Laufstil wird von klassischen Schuhen stark behindert - bester Beweis sind Babies, die gerade gehen lernen - also, Umsteigen auf minimalistische oder Barfußschuhe bzw. ganz bloßfüßig im Sommer. 
Links zum richtigen gehen, springen und laufen findet ihr hier auf der Vivobarefoot Homepage. 




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